2020
In kaum einer anderen Stadt in Deutschland und Europa werden Jahr für Jahr so viele Start-ups gegründet wie in Berlin. Rund 500 pro Jahr sind es durchschnittlich. Der Gründergeist der Stadt ist nicht zuletzt der Vielfalt und dem Engagement der Universitäten und Hochschulen zu verdanken. In der vierten Folge des LNDW-Podcasts spürt Thomas Prinzler vom Inforadio des rbb diesem Gründergeist nach und fragt, wie der Wissenstransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft gelingt.
Gäste der Sendung
Jonas Liepmann studierte Theater-, Kultur- und Vergleichende Literaturwissenschaften an der FU und HU Berlin. Gegen des Ende des Studiums überlegte er sich, was nach dem Studium tun könnte. In einem Magazin las er etwas über die Gründer von StudiVZ und dachte: „Da kann ich auch. Gründen ist nicht nur etwas für BWLer.“ Er fing dann an, Ideen zu sammeln und kam schließlich auf das Thema E-Learning. Er wollte ein vernetztes und öffentliches Lernen zwischen Studenten und Lehrenden auf Online-Basis schaffen. Mit dieser ersten Idee ging er zu PROFUND INNOVATION, der Service-Einrichtung für die Förderung von Unternehmensgründungen und Innovationen der Freien Universität, ließ sich beraten, wie er vorgehen könnte und erfuhr so vom EXIST-Programm und dem das Exist-Gründerstipendium des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Mithilfe diese Stipendiums gründete die Lernplattform iversity. In der ersten Phase suchte er sich Unterstützung von einem Wirtschaftswissenschaftler und einem Informatiker. Ab 2011 kamen weitere Investoren und ein zweiter Geschäftsführer hinzu, kurz darauf folgte ein dritter Geschäftsführer. Mit den Investoren wuchs der Druck auf das junge Unternehmen. Auch die neue Konstellation mit drei Geschäftsführer funktionierte nicht so gut wie erhofft. Liepmann stieg schließlich aus dem Unternehmen aus und "verpasste" damit die Insolvenz des Unternehmens, die 2016 folgte. iversity wurde danach aufgekauft und wird seither unter dem gleichen Namen weitergeführt. Der Kern des E-Learning-Angebots blieb erhalten, allerdings wurde der Bereich mittlerweile auf Fortbildungen für Unternehmen erweitert.
Prof. Dr. Henning Breuer lehrt an der HMKW (Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft) in Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Innovationsforschung, Wirtschaftspsychologie und Unternehmensberatung. Seit 2001 berät er vor allem Technologieunternehmen zum Thema Innovation und wirtschaftspsychologischen Fragestellungen. Dabei spielen Werte bei ihm eine zentrale Rolle, zumal sie bislang eine noch kaum erschlossene Quelle für Innovation sind. Denn Werte bieten nicht nur eine Heuristik für die Erschließung neuer Geschäftsfelder, sondern helfen auch dabei, Visionen und eine Mission zu formulieren und geben nicht zuletzt auch Orientierung bei sich widerstrebenden Interessen. All das macht Werte zu einem zentralen Faktor für das Gelingen oder Scheitern der Gründerbeziehung und der Zusammenarbeit in Innovationsprojekten.
Prof. Dr. Rafaela Kunz lehrt International Technology Transfer Management an der bbw Hochschule in Berlin. Als frühere Senior Lizenzmanagerin im Technologietransfer hat sie viele Ausgründungen aktiv begleitet. Sie ist seit Juni 2020 an der bbw und bietet dort auch Kurse rund um Entrepreneurship an, in denen sie praktisches Handwerkzeug für Gründer*innen anbietet wie die Erstellung von Businessplänen oder die Entwicklung eines Businessmodells. Bei der Beratung von akademischen Gründer*innen sieht sie ihre Rolle vor allem als Bindeglied zwischen Hochschule und Unternehmen. Oft muss sie eine Übersetzungsarbeit leisten: Die meisten Gründer*innen sind von ihrer Ideen zwar sehr begeistert, wissen aber nicht, wie sie auch Geldgeber und andere Unternehmen dafür begeistern können. Ihrer Erfahrung nach ist für den Erfolg einer Gründung die Fördersumme weniger ausschlaggebend als die Kompetenz der Gründer*innen sowie deren Begeisterungsfähigkeit (für sich und andere).
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Quelle: https://www.langenachtderwissenschaften.de/news-detail/gruendergeist-vom-studium-zum-start-up
Gäste und Moderator der vierten Folge des LNDW-Podcasts, von links: Jonas Liepmann, Thomas Prinzler, Prof. Dr. Henning Breuer, Prof. Dr. Rafaela Kunz | Foto: LNDW/LHLK 2020