2020
Gefährden Facebook & Co unsere Demokratie? Wie fair und gerecht können Algorithmen sein? Und bleibt der deutsche Mittelstand angesichts von Industrie 4.0 auf der Strecke? Diese und weitere Fragen zu den Folgen der Digitalisierung bespricht Thomas Prinzler mit seinen Gästen: Prof. Dr. Jeanette Hofmann vom Wissenschaftszentrum Berlin, Prof. Sebastian Pokutta vom Zuse-Institut Berlin sowie Prof. Dr. Eckart Uhlmann vom Fraunhofer IPK.
„Ich bin zu faul zum Rechnen,“ gab Konrad Zuse gern als Grund an, was ihn dazu motivierte, einen Computer zu bauen. 1941 hatte er Erfolg und mit der in Berlin entwickelten Z3 den ersten frei programmierbaren Computer der Welt geschaffen. Was daraus folgte, ist gewaltig und beschäftigt uns bis heute: Längst durchdringt die Digitalisierung alle Lebensbereiche, verändert Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Thomas Prinzler unternimmt mit seinen Gästen den Versuch, eine vorläufige Zwischenbilanz zu folgenden Fragen und Themen zu ziehen: Gefährden Facebook & Co unsere Demokratie? Wie wirkt sich die Digitalisierung auf unser Verständnis von Demokratie aus?
"Technik ist keine eigengesetzliche Angelegenheit, " sagt Prof. Dr. Jeanette Hofmann, Leiterin der Forschungsgruppe „Politik der Digitalisierung“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professorin für Internetpolitik an der Freien Universität Berlin, und ergänzt: "Gerade die digitale Technik ist so flexibel, dass wir ihr immer einen Stempel aufdrücken und sagen können: So wünschen wir uns das und so wünschen wir uns das nicht."
Dem stimmt auch Prof. Sebastian Pokutta zu, Vizepräsident des Zuse-Instituts Berlin (ZIB) und Professor für Mathematik an der TU Berlin, und führt aus: "Algorithmen können nicht fair oder unfair sein. Das sind Nullen und Einsen. Die Frage der Fairness kommt erst mit dem Nutzer bzw. Designer der Programme ins Spiel: Wurden die Daten fair ausgewählt? Habe ich alle Kategorien von geschützten Personen fair in meinen Daten abgebildet?"
Den Menschen in der Pflicht sieht auch Prof. Dr. Eckart Uhlmann, Leiter des Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik (IPK) sowie des Fachgebiets Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik an der TU Berlin. Er sagt: "Die Gefahr besteht, dass wir zu systemgläubig sind. Wir müssen daher dafür sorgen, dass der Mensch immer die letzte Instanz bleibt und für Fairness sorgen." Im Podcast erläutert er zudem, welche Aufgaben die deutsche Wirtschaft in Sachen Digitalisierung noch zu lösen hat und erklärt, wie gerade die Region Berlin-Brandenburg von der Digitalisierung profitieren kann.
Am 18. Dezember 2020 jährt sich der 25. Todestag von Konrad Zuse – die Aufzeichnung des Podcasts erfolgte im Gedenken an den Computer-Pionier im Zuse-Institut Berlin (ZIB). Das Gruppenbild entstand vor dem Supercomputer "Lise", benannt nach Lise Meitner. Der Computer umfasst 1270 Rechenknoten mit insgesamt 121.920 Rechenkernen.
Quelle: https://www.langenachtderwissenschaften.de/podcast
Den Podcast in der ARDaudiothek hören: https://www.ardaudiothek.de/lange-nacht-der-wissenschaften/von-nullen-und-einsen-digitalisierung-7/83955292
Prof. Uhlmann, Prof. Hofmann, Prof. Pokutta, Thomas Prinzler (v.l.n.r.) Im Hintergrund: Supercomputer "Lise" im Zuse-Institut Berlin. Foto: Gundula Krause.